Heuson-Museum in Büdingen nach Sanierung wieder geöffnet

2022-08-05 19:49:45 By : Admin

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Neuer Boden, neue Vitrinen: Der große Raum im Erdgeschoss des Heuson-Museums in Büdingen ist komplett saniert worden. Bild: Wonge Bergmann

Nach dem Hochwasser im Januar 2021 musste das Heuson-Museum in Büdingen aufwendig renoviert werden. Die Schließung des Museums wurde aber auch zur Umgestaltung genutzt. Nun hat es wieder geöffnet.

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H essens ältestes Regionalmuseum zeigt sich einladender: Die neu gestaltete Theke, zuvor fast ein wenig versteckt am Ende des Raumes aufgebaut, empfängt Besucher nun gleich am Eingang, die Wände des spätmittelalterlichen hohen Raums im ehemaligen Rathaus haben frische Farbe bekommen, der Fußboden ist erneuert, und die Vitrinen kommen mit anschaulicheren Texttafeln und moderner Beleuchtung besser zur Geltung. Das Heuson-Museum, benannt nach seinem Mitbegründer Karl Heuson, ist in den vergangenen knapp anderthalb Jahren umfassend saniert und modernisiert worden.

Vorgesehen war das nicht, sondern ist Folge einer Katastrophe, die Ende Januar zurückliegenden Jahres über die gesamte Büdinger Altstadt hereinbrach – oder genauer hereinflutete. Eine verhängnisvolle Verkettung von Schneeschmelze im Vogelsberg und starkem Regen hatte sogar Bäche in reißende Ströme verwandelt und die Gewässer über die Ufer treten lassen. Vor den Toren der Altstadt brach eine Mauer, und in kurzer Zeit standen weite Teile des historischen Ortskerns unter Wasser.

Auch die paar Stufen zum Saal des historischen Rathauses hatten die Wassermengen im Nu überwunden und den gesamten Raum fast hüfthoch geflutet, wie sich Joachim Cott erinnert. Er ist Vorsitzender des Büdinger Geschichtsvereins, welcher Träger des Museums ist. Nachdem sich die Wassermassen zurückgezogen hatten, zeigte sich das Ausmaß der Schäden: Die Platten des Fußbodens waren ramponiert, das Wasser war zudem in Untergrund und in Wände eingedrungen. Die Heizung war nicht mehr zu gebrauchen. Auch die Vitrinen waren in Mitleidenschaft gezogen, die Exponate blieben aber im Wesentlichen unbeschädigt. Cott spricht vom Glück im Unglück, zumal die besonders beachteten Exponate aus den frühen Epochen unversehrt blieben. Auch was die Regulierung der Schäden betrifft, die sich auf eine Summe von mehr als 150.000 Euro summierten, hätte es schlimmer kommen können. Das Gebäude gehört der Stadt und ist somit über die Kommune versichert.

Als ziemlich aufwendig erwies sich die Sanierung des Fußbodens, der komplett herausgenommen werden musste. Zudem mussten die darunter liegenden Schichten abgetragen werden. Was auch sein Gutes hatte, denn das gab Archäologen Gelegenheit, nach Spuren aus der Frühzeit des Hauses zu suchen. Tatsächlich stießen sie auf Reste früherer Böden, was belegt, dass das Grundniveau des Gebäudes einst fast zwei Meter tiefer gelegen haben muss. Zudem fanden sich diverse Keramikstücke, die von der vorherigen Besiedlung des Grundstücks zeugen.

Die erforderliche Grundsanierung gab Gelegenheit, den Museumssaal in der kalten Jahreszeit besser zu erwärmen. So wurde eine Wandflächenheizung installiert, die den hohen Raum effizienter beheizt und zudem weniger Energie verbraucht.

Die erzwungene Zeit der Schließung und Auslagerung der Exponate nutzte der Trägerverein für ein Konzept, um die Ausstellung künftig besser zu präsentieren. Das betrifft sowohl die Anordnung der Vi­trinen als auch deren Ausstattung, was die einzelnen Stücke stärker hervorhebt und mit speziellen Leuchten besser ins Licht rückt. Wobei sich an der Zusammenstellung der Exponate im Erdgeschoss des alten Rathauses nichts geändert hat. Dort findet sich nach wie vor die Abteilung zur langen Siedlungsgeschichte der Stadt und ihres Umlandes, von der Steinzeit über Bronze- und Eisenzeit, die Zeit, als die Region Grenzgebiet der Römer war, und über Mittelalter und Neuzeit bis in die jüngere Vergangenheit.

Aus allen Epochen hat das Museum Exponate zu bieten, wobei nicht jedes Fundstück so besonders ist wie die kostbaren Beigaben eines fränkischen Frauengrabs, die bei Bauarbeiten im Büdinger Ortsteil Düdelsheim entdeckt wurden. Platz ist in der einstigen Kauf- und Markthalle zudem für Wechselausstellungen. Derzeit ist ein Rückblick auf die Siebzigerjahre zu sehen. Wobei die Reminiszenzen an dieses Jahrzehnt von Menschen aus Büdingen und Umgebung stammen, die so manches für die Zeit Typisches aufbewahrt haben, von Haushaltswaren über Utensilien zur Körperpflege bis zu den damals neuesten Geräten der Unterhaltungselek­tronik. Wobei stets die Farbe Orange dominiert.

Nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden die Ausstellungsräume in den beiden Obergeschossen. So blieb im ersten Stock die Präsentation zur jüdischen Geschichte im Büdinger Land unangetastet. Im Raum darüber aber hat man Hand angelegt, dort, wo es um die Geschichte von Landwirtschaft und Handwerk geht, die in vergangenen Tagen und zum Teil heute noch das Büdinger Land prägen. Die Exponate wurden zum besseren Verständnis neu geordnet, wozu besonders moderne Informationstafeln beitragen, die Wissenswertes mit neuen Inhalten vermitteln. Attraktiver gestaltet haben die Museumsmacher nicht zuletzt die Abteilung, die sich mit Kindheit im Wandel beschäftigt. Neben Spielzeug aus verschiedenen Epochen, von Murmeln aus der Bronzezeit bis zum Puppenhaus aus Großmutters Tagen, lädt sie mit besonders für die junge Generation konzipierten Texten und Fotos von früher ein, sich näher mit diesem Thema zu beschäftigen.

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Eröffnet wurde das Heuson-Museum Anfang der Siebzigerjahre in einem Gebäude mit besonderem Bezug zur Stadtgeschichte, in dem noch heute Entscheidungen zu den Belangen Büdingens getroffen werden. Denn im oberen Saal des Mitte des 15. Jahrhunderts errichteten Hauses tagen nach wie vor die Stadtverordneten.

Das Heuson-Museum, Rathausgasse 6 in Büdingen, öffnet dienstags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr, dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags 14 bis 18 Uhr.

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Besser ins Licht gerückt

Nach dem Hochwasser im Januar 2021 musste das Heuson-Museum in Büdingen aufwendig renoviert werden. Die Schließung des Museums wurde aber auch zur Umgestaltung genutzt. Nun hat es wieder geöffnet.

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