Wenn fremde Pflanzen im Allgäu zur Gefahr werden - Aktuelle Allgäu-Nachrichten - Allgäuer Zeitung

2022-08-12 17:42:40 By : Admin

Schön anzuschauen ist das leuchtend gelbe Jakobskreuzkraut an Straßenrändern und auf Wiesen. Es ist allerdings giftig.

Schön anzuschauen ist das leuchtend gelbe Jakobskreuzkraut an Straßenrändern und auf Wiesen. Es ist allerdings giftig.

Manche Pflanzen oder Pilze aus anderen Teilen der Welt können nicht nur zur Gefahr für die heimische Flora werden, sondern auch für Menschen und Tiere. Diese invasiven Arten sorgen derzeit im Allgäu für Sorgenfalten bei Experten. Es gibt aber auch hiesige Arten, die gefährlich sind.

Zu Letzteren zählt das Jakobskreuzkraut. Die giftige Pflanze wächst vor allem an Wegrändern und Bahndämmen, aber auch auf Wiesen und Weiden – und beschäftigt nicht nur Landwirte, sondern derzeit auch den Kemptener Stadtrat. Die dortige ÖDP fordert zur Bekämpfung einen Plan. Normalerweise meiden Rinder und Pferde die giftige Pflanze – in der Silage oder im Heu erkennen sie es jedoch nicht. Das Jakobskreuzkraut kann bei Tieren und Menschen die Leber schädigen. Da das Gift über die Pollen und Bienen auch in Honig gelangen kann, bestehe eine Gesundheitsgefährdung auch für Menschen, sagt die ÖDP.

„Die Verwechslung mit Rucola ist bekannt und gefürchtet, wobei eine Unterscheidung relativ einfach zu treffen ist – nämlich durch die Behaarung der Blätter beim Kreuzkraut“, erklärt die Kemptener Stadtverwaltung. Um seine Verbreitung einzudämmen, sei der Zeitpunkt der Mahd wichtig: Erstmals Ende Juni kurz vor der Hauptblüte und ein zweites Mal Ende August, bevor neu ausgetriebene Blüten aussamen. Das Mahdgut müsse entfernt werden, um ein Ausfallen der Samen in die Fläche zu unterbinden. Kleinere Bestände könne man auch gut von Hand ausstechen. Im Kemptener Stadtgebiet wird vor allem an sensiblen Orten wie Spiel- und Sportplätzen, aber auch an Straßenrändern regelmäßig das Kreuzkraut entfernt. An vielen Straßenrändern außerhalb der Innenstadt werde es von den Landwirten weitgehend in Schach gehalten.

Auch vor der Verbreitung der aus Nordamerika stammenden Ambrosia warnen Experten. Das Unkraut mit den vielen kleinen grünen Blättern und dem traubenförmigen Blütenstand nimmt in Bayern immer stärker zu. Im Allgäu könnte es bereits kleinere Bestände geben, offiziell dokumentiert sind bislang jedoch keine. Bei Allergikern kann die Pflanze zu tränenden Augen, gereizten Atemwegen bis hin zum Asthma führen. „Die Pflanze soll so schnell wie möglich vernichtet werden“, sagt ein Sprecher der Landesanstalt für Landwirtschaft.

Ursprünglich aus dem Kaukasus kommt der Riesen-Bärenklau, auch als Herkulesstaude bekannt. Für Spaziergänger und Tiere heißt es hier Vorsicht: Die große, weiß-blühende Staudenpflanze führt bei Berührung in Verbindung mit UV-Licht zu starken Hautschäden. Vorfälle durch diese Giftpflanzen oder auch das Jakobskreuzkraut sind jedoch äußerst selten, sagt der Toxikologe Professor Florian Eyer, Leiter der Abteilung der Klinischen Toxikologie an der Technischen Universität München.

Die rosa Blüten des inzwischen weit verbreiteten Indischen Springkrauts können im Salat verzehrt werden – aber nur in geringen Mengen, sonst sind sie giftig. Überhaupt nicht roh gegessen werden sollen Blätter und Stängel – sie enthalten Glycoside. In der Medizin kommt die Pflanze als Abführmittel zum Einsatz. Die Pflanze stammt ursprünglich vom indischen Subkontinent und wurde im 19.Jahrhundert in Europa als Zierpflanze eingebürgert.

Keine Pflanze, sondern ein aus Asien eingeschleppter Pilz bedroht Salamander und Molche: Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal). Der aggressive Pilz kam wohl über infizierte Terrarien-Tiere nach Europa und erweist sich als Killer für die Tiere, denen er Löcher in die Haut frisst und lebenswichtige Funktionen zerstört. In den Niederlanden rottete Bsal bereits fast den kompletten Salamander-Bestand aus. Ehrenamtliche Amphibiensammler entdeckten vor zwei Jahren mehrere tote Molche im Unterallgäu, bei denen Bsal nachgewiesen wurde. „Derzeit wird geprüft, ob der Pilz sich auch im Oberallgäu verbreitet hat. Das wäre eine große Gefahr für den unter Schutz stehenden Alpensalamander“, sagt Diplom-Biologe Michael Schneider.

Zu den nicht gefährlichen invasiven Pflanzen zählt der Botaniker aus Wertach Goldrute und Spättraubenkirsche, die sich vielerorts rasant ausbreiten. Vor allem bei der vor 250 Jahren aus Nordamerika als Gartenpflanze eingeführten Goldrute erfordere es großen Aufwand, ein Stück Land von ihren hartnäckigen Wurzeln zu befreien. Auf Verbreitungskurs in der Region sei seit gut 20 Jahren auch ein Gewürz, das ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt: Oregano. „Im Allgäu wächst er mittlerweile hinauf bis 1800 Metern Höhe“, sagt Schneider.